netdoktor Reportage zu unseren Beratungstagen

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Autoren: Katrin Derler,BA & Philip Pfleger im Interview mit Obmann Jürgen E. Holzinger

Kein Mitleid, sondern Lösungen

Hilfe im Verein: Finanziell schwache Menschen mit chronischer Erkrankung stehen oftmals vor komplexen Situationen, die alleine nicht zu meistern sind.

Der Verein ChronischKrank bietet kostenlose Beratungsgespräche und hilft Betroffenen bei sozialrechtlichen und medizinischen Fragen.

Elisabeth Meier* (Name geändert) ist 60 Jahre alt und chronisch krank, genauso wie ihr Mann. Ihre mittlerweile 40-jährige Tochter ist von Geburt an taubstumm. Alle drei kommen aber mit ihrer Situation zurecht – deswegen ist sie auch nicht hier. Frau Meiers 31-jähriger Sohn – ein Nachzügler – leidet an einer bipolaren Störung mit ausgeprägten depressiven Phasen und ist nicht arbeitsfähig.

Frühere Versuche, einer geregelten Arbeit nachzugehen, scheiterten. Sein Gesundheitszustand verschlimmerte sich zusehends. Seit fünf Jahren ist er nun zuhause und erhält eine befristete Invaliditätspension, die immer wieder neu genehmigt werden muss. Eine Verbesserung seines Zustands ist möglich, eine Heilung jedoch äußerst unwahrscheinlich. Frau Meier erhält zusätzlich Pflegegeld der Stufe 1 – nur so kann sie ausreichend für ihren Sohn sorgen. Ohne die finanzielle Unterstützung könnte er kein selbstbestimmtes Leben führen. Was aber, wenn Frau Meier und ihr Mann irgendwann nicht mehr da sind?
Solchen und vielen weiteren Fragestellungen hat sich der VereinChronischKrank verschrieben. Im Rahmen von regelmäßigen Beratungsterminen in Wien, Linz und Enns beantwortet Jürgen Holzinger, Gesundheitssoziologe und Obmann des Vereins, Fragen rund um die Aspekte einer chronischen Krankheit. Gemeinsam mit einem Netzwerk an Medizinern und Rechtsanwälten berät und unterstützt er kostenlos jene Menschen, die nicht mehr weiter wissen.

„Lösungen statt Mitleid“

Menschen wie Elisabeth Meier: Sie weiß nur zu gut, was alles schiefgehen kann. Schon einmal wurde ihrem Sohn die finanzielle Unterstützung gestrichen. Ein Arzt der zuständigen Pensionsversicherung – ein Allgemeinmediziner, wie die meisten Gutachter – hatte seine psychische Erkrankung nicht erkannt. Sie selbst habe das Geld damals erstritten – ihr Sohn könne aufgrund seiner Erkrankung aber nie so hartnäckig sein.
++ Mehr dazu: Rat und Tat für chronisch Kranke ++von netdoktor
„Sozialrechtliche Anfragen kommen am häufigsten“, so Holzinger. Insgesamt 30 Anwälte, spezialisiert in Sozialrecht, würden daher mit dem Verein zusammenarbeiten. „Im Beirat sitzen aber auch zahlreiche Fachärzte, die bei medizinischen Fragen zur Seite stehen oder für eine zweite Meinung zur Verfügung stehen.“ Ein zweites Gutachten von einem Facharzt, eingereicht vom Verein selbst, habe in Fällen wie bei Elisabeth Meier und ihrem Sohn häufiger Erfolg.
Elisabeth Meier ist jedenfalls zufrieden. Sie hat nach ihrem Beratungsgespräch eine Vollmacht unterschrieben und die Anwälte und Experten des Vereins mit der Lösung ihres Problems betraut. Sie beschäftige sich seit zehn Jahren mit der Situation chronisch Kranker und wisse daher, wo sie Hilfe bekommt. Selbsthilfegruppen brauche sie nicht, sie wolle ja nicht ständig über ihre Krankheit selbst sprechen. Diese Erfahrung hat auch Holzinger des Öfteren gemacht: „Die Betroffenen brauchen kein Mitleid, sie brauchen konkrete Hilfestellungen und Lösungen.“
Der nächste kostenlose Beratungstag findet am  27. März 2015 in der Universität Wien (Universitätsring 1, 1010 Wien) von 9 bis 17 Uhr statt. Termine für Beratungen erhalten Sie nur auf Anfrage unter oder unter 0676/7451151.
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